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Dein Fehler - mein Fehler

Grüßt euch!

 

Heute möchte ich einmal selbst mit euch tuscheln. Ein Thema, das uns alle betrifft, gerade bei der Arbeit mit positiver Verstärkung:

 

Fehler

 

Jeder hat sie

Keiner hat sie gerne

Keiner redet gerne darüber

 

Egal um welche Beziehung es geht, sei es in der Ehe, im Beruf, oder sei es in der Tier-Mensch-Beziehung, überall werden Fehler gemacht. Niemand ist fehlerfrei. Aber wie gehen wir damit um? Mir fällt auf, dass es den meisten Menschen echt schwer fällt, sich seine eigenen Fehler einzugestehen. Viel einfacher ist es doch, die Macken bei anderen zu suchen, oder?

 

Ein Beispiel:

Ich möchte meinem Pferd heute die Hufe raspeln. Ausgerüstet mit viel Motivation, Zange, Raspel und Messer will ich mich mit Pippi ans Werk machen. Sie schaut mich an, schaut das Werkzeug an und läuft weg – na toll! Das geht ja schon gut los! Also Pferd ans Halfter und anbinden. Dann geht’s los. Hufe auskratzen, Hufmesser in die Hand – und weg ist Pippis Huf.

„Oh man, wie sollen wir denn da jemals fertig werden? Warum zieht sie schon wieder den Huf weg? Was ist nur wieder los mit ihr? Warum zickt sie so rum? Hat die wieder einen Dickschädel! Was soll das? Will sie mich ärgern? Kann sie nicht einfach mal ruhig stehen bleiben, dann wären wir viel schneller fertig!“

Das sind einige der Gedanken, die auch mir dann oft durch den Kopf gehen. Aber ist das richtig? Ich weiß auch heute, nach vier Jahren noch nicht, welches Problem Pippi mit der Hufbearbeitung hat. Aber mittlerweile habe ich akzeptiert und verstanden, dass sie ihre Hufe einfach nicht lange hergeben will und dass ihr diese Arbeit einfach keinen Spaß macht. Das bringt uns aber alles nichts, denn die Hufe müssen ja trotzdem bearbeitet werden.

 

Erst eine Trainingsstunde mit Jana Ebinger hat mir die Augen etwas geöffnet:

Pippi hat ein Problem bei der Hufbearbeitung – ja, vielleicht ist das ein Fehler von ihr. Aber ist es in einer Beziehung nicht notwendig, auch auf die Fehler des anderen einzugehen? Ist es nicht wichtig, gemeinsam an den Fehlern zu arbeiten? Ist es nicht sogar mein Fehler, wenn ich dann böse Gedanken habe und Pippi dafür die Schuld gebe? Und ist es jetzt nicht meine Aufgabe, eine Lösung für das Problem – für meinen Fehler - zu finden? Oder ist es vielleicht einfacher zu sagen: Die hat einen Fehler, da soll sich doch ein Anderer damit herumschlagen. Warum soll ich meine kostbare Zeit hier investieren? Da mach ich doch lieber etwas, was mir Spaß macht!

Ja, es ist einfacher aber nicht richtig!

Also investiere ich nun viel Zeit, um ihr die Hufbearbeitung so angenehm wie möglich zu machen. Kurze Intervalle, nicht alles auf einmal, sehr viel Lob, und viele Pausen! Sie wird nicht mehr angebunden, wenn sie wegläuft akzeptiere ich das und auch dann ist es nicht ihre Schuld, sondern meine Aufgabe, sie wieder zur Mitarbeit zu motivieren.

Nicht immer funktioniert das reibungslos und immer wieder kommen auch die bösen Gedanken zurück. Dann heißt es für mich aber sofort Stopp! Dann ist erst einmal Pause angesagt und wir machen etwas Angenehmes, zum Beispiel schmusen, austoben auf der Koppel oder Podestarbeit – die liebt sie nämlich. Und erst, wenn alle bösen Gedanken verflogen sind geht es weiter.

 

Pippi hat Fehler, ich habe Fehler, jedes Lebewesen hat Fehler!

Und genau deshalb ist es doch wichtig, nicht immer die Fehler anderer zu suchen und die

Mitmenschen/-Tiere ändern zu wollen. Natürlich wäre das der einfachere Weg.

Aber in meinen Augen der falsche!

Seine eigenen Fehler zu erkennen, an diesen zu arbeiten und dabei die Freude nicht zu verlieren – das ist wichtig! Nur so kann eine Beziehung funktionieren!

 

In diesem Sinne wünsche ich euch eine friedliche Adventszeit!

 

Eure Kerstin