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Wir beginnen mit dem Clickertraining

Hi, hier tuschelt die Pippi!

 

Nanni und Luki haben euch ja letztes Jahr schon erzählt, dass sie von Anfang an geclickert wurden. Das war bei mir etwas anders.

 

Zuerst haben wir ja Natural Horsemanship gemacht. Davon habe ich euch in meinem ersten Artikel berichtet. Ich hab zwar nach und nach verstanden, was Kerstin von mir wollte, aber so wirklich Spaß gemacht hat es mir nie. Immer dieses unangenehme Drücken, das immer stärker wurde und so lange anhielt, bis ich kapiert habe, was sie meint…

 

Doch eines Tages, es war Anfang 2015, kam Kerstin total motiviert in den Stall mit einer Tasche voller Hafer um die Hüfte! „Lecker, lecker, was ist denn heute los?“, dachte ich mir. Doch sie blieb leider hinterm Zaun stehen, sodass ich gar nicht an die leckere Tasche rankam. „Was hat sie nur vor?“ Plötzlich ertönte ein komisches, noch nie dagewesenes Geräusch aus ihrem Mund und prompt streckte sie mir die Hand mit ein paar Haferkörnen entgegen. Gierig und voller Freude griff ich mit meinen Zähnen nach ihnen. „Zum Glück trage ich Handschuhe“, lächelte Kerstin.

Da kam es schon wieder, dieses fremde Geräusch, wieder gefolgt von Kerstins Hand mit Hafer. Das ist ja ein lustiges Spiel! Aber warum kommt sie nicht einfach rein und ich fresse direkt aus der Tasche? Egal, warten wir mal ab, was passiert.

Einige Male ging das so, bestimmt 20 Mal. Immer Click, Griff in die Tasche, Futter. Click, Griff in die Tasche, Futter... Das Futter kam sehr schnell nach dem Click. Ich glaube, das Geräusch und die Futtergabe hängt irgendwie zusammen…

 

Doch nach einigen Clicks blieb es still. Kerstin stand da und beobachtete die Vögel im Baum. Ich stupste sie durch den Zaun mit der Nase an, aber sie reagierte nicht… „Was soll das? Gib mir doch wieder was!“ Sie blieb leider regungslos stehen. Was sieht sie denn nur da im Baum? Ich drehte meinen Kopf weg von ihr um nachzuschauen, da hörte ich total überraschend das Clickergeräusch wieder! Kerstin steckte ihre Hand in den Beutel und streckte mir den Hafer entgegen. Wieder bettelte ich nach mehr, aber es kam nichts. Erst, als ein Lastwagen vorbeifuhr, nach dem ich mich umdrehte, kam wieder ein Click gefolgt von Futter. Jetzt war es mir klar! Ich muss wegschauen um etwas zu bekommen. Wie soll man das denn verstehen? Sofort habe ich es ausprobiert und siehe da, es funktionierte! Jedes Mal, wenn ich den Kopf zur Seite drehte gab es Click und Belohnung (C+B). Auch das wiederholten wir sehr, sehr oft.

 

Auf einmal streckte Kerstin mir nur noch die geschlossene Handschuhfaust entgegen. Ich roch genau, dass da Hafer drin war und versuchte, die Faust mit meinen Zähnen zu öffnen. Jedoch ohne Erfolg. „Was mach ich denn nur, was mach ich denn nur?“ Ich knabberte und zerrte am Handschuh, doch die Faust öffnete sich nicht. Als ich aber begann, zärtlich mit den Lippen am Handschuh zu spielen, öffnete Kerstin ihre Hand und ich konnte meinen Hafer fressen. Wieder wegschauen – Click – Faust – Beißen führt nicht zum Erfolg, also zärtlich sein – Futter. Juhu! Es funktioniert. So macht das Training Spaß und ich habe schnell begriffen, dass ich nur Futter bekomme, wenn ich den Kopf zur Seite drehe und meine Zähne nicht zum Einsatz bringe. Kerstin füttert mich auch immer mit ganz ausgestrecktem Arm. Sie sagt, das ist ganz wichtig, damit ich nicht wieder anfange zu gierig zu werden.

 

Nach ein paar Trainingseinheiten kam Sie dann auch mit der Tasche zu mir in den Stall. Auch da habe ich schnell gelernt, dass ich nur ans Futter komme, wenn ich freundlich bleibe und nicht bettle oder sie anremple. Das habe ich versucht, doch daraufhin ging sie schnell wieder hinter den Zaun und wir übten dort weiter. Als das wieder klappte, kam sie wieder zu mir und wir versuchten es noch einmal. Und siehe da, beim zweiten Versuch hat’s dann schon funktioniert ohne Rempelei und Bettelei. Ich lerne eben schnell *lol

 

Ja, so war das vor vier Jahren.

Aus heutiger Sicht echt schade, dass wir erst nach einem dreiviertel Jahr zum Clickertraining gefunden haben. Es hätte uns vieles erleichtert, wenn uns diese Art des Lernens schon von Anfang an bekannt gewesen wäre. Dennoch sind wir sehr glücklich, diesen Weg und damit unseren Weg gefunden haben!

 

Kerstin plant übrigens in Zukunft, ihre Trainingspläne online zu stellen, damit auch ihr seht, wie wir unser Training gestalten und unsere Übungen kleinschrittig aufbauen. Denn nur die vielen kleinen Schritte führen zum Erfolg.

 

Liebe Grüße und bis bald!

Pippi