Pippi, Kerstin und die Angst

Hallo, jetzt melde ich mich auch mal wieder zu Wort ;-)

In meinem letzten Beitrag habe ich euch davon berichtet, dass Nashi an Ostern bei uns eingezogen ist.

Ich kann euch nur sagen: Auch nach einem halben Jahr sind wir soooo glücklich darüber! Wir mögen Nashi alle sehr gerne und auch ihre Besitzerin ist die Beste!

Immer wieder kommen die beiden Menschen zu uns und nehmen uns zum Spaziergang mit. Das genießen wir alle 4 in vollen Zügen.

Und das ist dann gleich meine Überleitung zum heutigen Thema: Angst

Spaziergänge zu genießen ist nämlich für Kerstin und für mich erst seit diesem März möglich.

Als ich neu zu Kerstin ans Haus gezogen bin, sind wir mal spazieren gegangen. Es war total unheimlich so alleine mit Frauchen da draußen. Überall waren Dinge und Geräusche und Gerüche, die ich nicht kannte und Kerstin kannte ich ja damals auch noch nicht so gut. Als dann plötzlich ein riesiges, lautes Ding um die Ecke geschossen kam (Frauchen meinte, das war ein Traktor) wurde es mir zu viel und ich musste einfach wieder nach Hause zu Kayac und Lotta in meinen sicheren Stall - und das auf direktem Weg im gestreckten Galopp! Auf Kerstin konnte ich nicht mehr warten. Die lies ich einfach stehen.

Am Stall angekommen habe ich dann das saftige Gras gesehen, an das ich vom Inneren des Stalls nicht rankomme. Darüber habe ich mich sehr gefreut und bis Kerstin mit wild pochendem Herz angerannt kam, war ich gemütlich am Grasen und meine Angst hatte ich schon wieder ganz vergessen. Kerstin war froh, dass nichts passiert war und irgendwie wirkte sie sehr schockiert.

Ein paar Mal wollte sie darauf hin noch mit mir los, aber ich merkte, dass sie vor irgend etwas Angst hatte und dass sie jedes Mal angespannter wurde. Wenn sie schon so Angst hat, dann müssen dort draußen doch Monster sein, oder nicht? Und tatsächlich! Fast jedes Mal entdeckte ich irgendwo ein Ungeheuer und musste wieder auf direktem Weg nach Hause - ohne Kerstin.

Irgendwann gab sie dann auf und wir gingen nicht mehr alleine spazieren. Ganz selten kam es vor, dass wir mit anderen Pferden loszogen. Da war es für mich immer auszuhalten, da ich merkte, dass die anderen Pferde ruhig waren. Aber Kerstin war immer angespannt. So kannte ich sie gar nicht. Im Stall war sie immer ganz cool!

HIER habe ich euch ja erzählt, dass Kerstin vor ein paar Jahren das Clickertraining entdeckte. Auf der Seite Wege-zum-Pferd.de entdeckte sie dann auch den Anti-Angst Kurs und lernte dort, dass man sich mit seinen Ängsten auseinandersetzen muss und vor allem, dass man sie erkennen und akzeptieren muss. Und so begannen wir, genau das zu tun. Kerstin holte mich im Stall ab und wir liefen nur wenige Schritte vom Tor weg, wo sie mich an einem Baum anbinden konnte. Dort hat sie mich dann geputzt. Zuerst nur ganz kurz, da ich mich dort anfangs gar nicht wohl fühlte. Weg von der Herde, in der Nähe der vielen Monstern! Aber schon nach kurzer Zeit merkte ich, dass das ja gar nicht schlimm ist und ich bemerkte auch, dass Kerstin immer ruhiger wurde. So wagten wir uns von mal zu mal ein paar Schritte weiter, bis wir dann an der Straße landeten. Dort hielten wir an und Kerstin verwöhnte mich mit Streicheleinheiten. Plötzlich kamen RIESIGE LKWs und Traktoren und andere, komische Dinge. Ich wollte oft abhauen, aber Kerstin war darauf vorbereitet und konnte mich immer davon abhalten. Sie redete ruhig mit mir, senkte meinen Kopf und belohnte mich, wenn ich mich beruhigen konnte. Das fand ich dann wirklich cool und so lernte ich, dass diese Monster ja gar nicht schlimm sind und mir gar nichts tun.

Nun ja, und was soll ich sagen. Als ich dann dieses Frühjahr alleine war (Bonnie war ausgezogen und Nashi noch nicht da), da ging Kerstin mit mir ganz oft spazieren und sie war total ruhig und es war niemand im Stall zurück, der nach mir schrie und ich begann, die Ausflüge richtig zu genießen und eigentlich erschrecke ich mich mittlerweile so gut wie vor gar nichts mehr. 

Da Nashi und ich ein tolles Team sind, freut es mich immer sehr, wenn wir gemeinsam losziehen.

Wie ist es dir denn so ergangen? Hast du auch vor irgend etwas Angst und wie bist du damit umgegangen? Schreib uns doch einfach mal - wir freuen uns!

Tschüss - bis zum nächsten Mal,

Deine Pippi